Schlafprobleme sind eines der typischen Symptome einer Depression. Viele leiden unter Schlaflosigkeit, die sich meist in einer Durchschlafstörung (häufiges nächtliches Erwachen) oder einem zu frühen Erwachen äußert. Manche anderen Patienten fühlen sich ständig müde und schlafen tatsächlich länger, als es für sie normal wäre. Typisch ist auch, dass die Betroffenen morgens nur schwer aus dem Bett kommen und sich tagsüber energielos fühlen.
Fühlen Sie sich angesprochen? Fragen Sie sich, woher Ihre Schlaflosigkeit kommen könnte, oder wünschen Sie sich einfach, nicht mehr so erschöpft zu sein? Wenn Sie sich zusätzlich traurig oder leer fühlen und/oder ein vermindertes Interesse oder Vergnügen an fast allen Aktivitäten haben, dann besteht die Möglichkeit, dass bei Ihnen eine Depression vorliegt.
Obwohl unsere Gesellschaft von einem unüberschaubaren Angebot an Vergnügungs- und Unterhaltungsmöglichkeiten wie nie zuvor geprägt ist und Menschen immer mehr auf der Suche nach Spaß sind, scheint das Glück uns keinen Schritt näher gekommen zu sein. Ganz im Gegenteil! Die Zahl an niedergeschlagenen und depressiven Personen nimmt weltweit zu. Zunehmend sind auch Jüngere davon betroffen.
Trotz der Häufigkeit der an Depression Leidenden, handelt es sich vor allem in der allgemeinen Bevölkerung noch immer um eine wenig verstandene Erkrankung. Viele denken, dass die Depression keine „Krankheit“ sei, dass sie selbst verschuldet sei, oder durch eine zu „negative Einstellung“ oder „falsches Denken“ hervorgerufen würde. Manchen Betroffenen ist es peinlich, unter einer „psychischen Krankheit“ zu leiden und sie versuchen ihre Krankheit zu verstecken oder zu verleugnen. Tatsache ist, dass bei jeder Depression eine Fehlsteuerung chemischer Prozesse im Gehirn auftritt, die zu den Symptomen führt. Dies ist unabhängig von den Ursachen, bei denen es unveränderbare Risikofaktoren (z.B. Erbanlagen, Alter, weibliches Geschlecht, Depression in der Jugendzeit) und beeinflussbare Faktoren (u.a. falsche Ernährung, Bewegungsmangel, soziale Faktoren, Stress, Schlafmangel, bestimmte Krankheiten) gibt. Das heißt also, dass auch wenn man an dem Auftreten mitverantwortlich sein kann, es sich trotzdem um eine behandlungsbedürftige Erkrankung handelt, genauso wie dies der Fall bei vielen anderen Krankheiten ist, bei denen ein falscher Lebensstil eine Rolle in der Entstehung gespielt haben mag.
Jeder fühlt sich manchmal etwas deprimiert und traurig. Im Leben gibt es immer wieder ein Auf und Ab an Gefühlen, und das ist ganz normal. Die Depression hingegen ist ein Zustand, der länger anhält und schwerwiegende Folgen für das Leben der Betroffenen haben kann. Sie kann und sollte behandelt werden. Es ist daher wichtig, zu erkennen, wenn man darunter leidet, um Hilfe in Anspruch nehmen zu können. Wenn man aufgrund eines belastenden Lebensereignisses, wie bspw. Scheidung, Tod eines nahestehenden Menschen, oder Verlust eines Arbeitsplatzes traurig und depressiv ist, so ist dies eine normale Reaktion, die sich mit der Zeit bessert und wieder legt. Auch diese Menschen können von einer Behandlung profitieren, jedoch handelt es sich in dem Fall nicht um eine typische Depression.
Welche der angeführten Beschwerden treffen auf Sie zu und bestehen seit einem Zeitraum von mindestens zwei Wochen?
Wenn sie zwei bis vier der Punkte mit „ja“ beantwortet haben, dann haben Sie laut Definition eine leichte Depression. Wenn bei Ihnen fünf oder mehr Symptome zutreffen, dann leiden Sie unter einer typischen Depression.
Es gibt auch andere Formen depressiver Erkrankungen, wobei hier kurz die sogenannte Dysthymie erwähnt sei, bei der es sich um eine nicht voll ausgeprägte Depression handelt mit chronisch depressiver Verstimmung über einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren.
Nehmen Sie Ihre Beschwerden ernst und suchen Sie Rat bei einem Arzt. Dieser wird Ihnen, wenn Sie tatsächlich unter einer Depression leiden, die verschiedenen Therapieoptionen im Detail erklären und Sie weiter beraten. Der Schwerpunkt liegt dabei im Wesentlichen auf Medikamenten sowie einer Psychotherapie. Weitere Möglichkeiten sind z.B. eine Bewegungstherapie oder in bestimmten Fällen eine Lichttherapie. Neben der medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlung, soll hier noch auf einen anderen Ansatz eingegangen werden, dem sonst vielleicht weniger Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wie schon erwähnt, gibt es für die Depression Risikofaktoren bzw. Ursachen, die man beeinflussen kann. Der in den USA lebende Internist Dr. Neil Nedley hat ein Konzept zur Depressionsbehandlung entwickelt, das schon bei vielen depressiven Personen großartige Erfolge erzielt hat. Es geht dabei darum, die individuellen Faktoren zu erkennen, die zur Depressionsentstehung beigetragen haben und an denjenigen zu arbeiten, die man beeinflussen kann. Mehr dazu können Sie in seinem Buch „Depression – ein Ausweg“ (siehe Quellenangabe) nachlesen, in dem das Programm ausführlich erklärt wird. Das Gute daran ist außerdem, dass viele der Empfehlungen nicht nur für die Depressionsbehandlung, sondern ebenso für die Verbesserung von Schlaflosigkeit nützlich sind.
Quellen: Staner L. Comorbidity of insomnia and depression. Sleep Med Rev 2010; 14:35-46. Nedley N. Depression – ein Ausweg. 1st ed. Nedley Publishing; 2009.
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Wenn man nicht gut schlafen kann, gibt es eine Vielfalt Gründen. Depression ist nur eine davon. Ich leide seit 2 Jahren (seit ich mich geschieden lassen habe) an einer Schlafstörung. Vor kurzem habe ich mich sogar hier https://www.psycheplus.de/selbsttest/depression testen lassen… hab leichte Symptome, sollte ich zum Arzt gehen?
Wenn Sie über einen längeren Zeitraum regelmäßig Schlafprobleme haben, sollten Sie unbedingt einen Arzt aufsuchen, um mögliche Ursachen abzuklären. Ihr Arzt kann Ihnen weitere Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen. Wir wünschen Ihnen alles Gute!